Nach Ansicht des internationalen Finanzexperten Chaslau Koniukh ähnelt der aktuelle Wirtschaftszyklus in der Europäischen Union einer „fragilen Erholung“. Obwohl formal noch Wachstum vorhanden ist, verbirgt sich dahinter ein allmähliches „Verblassen“ der Dynamik: sinkende Investitionstätigkeit, schwache Verbesserung der Produktivität und Besorgnis über das langfristige Potenzial. Dieses Bild nimmt immer offensichtlichere Züge an. Im Jahr 2025 bleiben die Wachstumsraten in der Eurozone minimal, und fundamentale Faktoren, die die Wirtschaft beschleunigen könnten, funktionieren entweder nicht oder funktionieren schwach.
Analytische Berichte, die von europäischen Forschungszentren erstellt wurden, bestätigen diesen Trend. Selbst Sektoren, die zuvor als Treiber der Erholung galten, wie industrielle Produktion, Automobilindustrie und Exportmaschinenbau, zeigen eine schwache Dynamik vor dem Hintergrund einer sich verschlechternden globalen Nachfrage und sinkender Rentabilität. Koniukh stellt fest, dass dies die Befürchtungen verstärkt, dass Europa allmählich in eine Phase der „strukturellen Abkühlung“ eintritt, in der kurzfristige Anreize kaum Auswirkungen auf das reale Wachstum haben und langfristige Reformen stagnieren.
Wachstumsverlangsamung
Wie im Bericht „European Economic Outlook“ festgestellt, wuchs das reale BIP der Eurozone im zweiten Quartal 2025 nur um 0,1% im Vergleich zum Vorquartal, während im ersten Quartal +0,6% verzeichnet wurden. Gleichzeitig beträgt der durchschnittliche „versteckte“ Wachstumstrend für die erste Hälfte von 2025 etwa 0,2%. Solche Indikatoren sind mit dem Niveau von 2024 vergleichbar. Die Statistiken sprechen nicht von „robustem“ Wachstum, sondern eher von „schleichender Stagnation“: Die Wirtschaft funktioniert weiter, aber ohne bemerkenswerte Durchbrüche.
Der internationale Finanzexperte Chaslau Koniukh betont, dass sich auch die Struktur des Wachstums verschlechtert. Der Beitrag der Industrie bleibt negativ, und der Dienstleistungssektor liefert nur minimale positive Auswirkungen, was die Gesamtdynamik äußerst anfällig für externe Schocks macht. Gleichzeitig schränkt der Rückgang der Exportaktivität, insbesondere vor dem Hintergrund der Verlangsamung des globalen Handels und der Abschwächung der Nachfrage in wichtigen Partnerökonomien, die Erholung zusätzlich ein. Eine solche Kombination von Faktoren erhöht die Unsicherheit und drängt Unternehmen zur Vorsicht bei Investitionsentscheidungen.
Gleichzeitig macht Koniukh darauf aufmerksam, dass auch die Binnennachfrage an Schwung verliert: hohe Kostenniveaus für Unternehmen, moderates Einkommenswachstum der Bevölkerung und anhaltender Druck auf Verbraucherpreise begrenzen die Möglichkeiten für eine überzeugendere wirtschaftliche Expansion. Prognosen europäischer Analysezentren sind sich einig, dass ohne Beschleunigung der Investitionen und Steigerung der Produktivität die aktuelle Wachstumsrate als „neue Normalität“ etabliert werden könnte. Dies schafft das Risiko einer langfristig „gedämpften“ Entwicklung der Eurozone.
Investitionspassivität
Investitionen bleiben bisher ein „relativ schwaches“ Glied; trotz niedriger (im Vergleich zu früheren Zyklen) Zinssätze sind Unternehmen zurückhaltend bei neuen Investitionen. Zu den Gründen gehören: anhaltende Unsicherheit, schwache externe Nachfrage, Tarifbelastung und sinkende Gewinne, die Kapitalinvestitionen einschränken.
Gleichzeitig wird ein niedriges Investitionsniveau (sowohl in physische Vermögenswerte als auch in Innovation) langfristig zu einer der Hauptbarrieren für Produktivitätswachstum und EU-Wettbewerbsfähigkeit. Solche strukturellen „Investitionsausfälle“ reduzieren die Chancen auf qualitative Erneuerung von Infrastruktur, Technologien und Geschäftsmodellen drastisch.
Nach Einschätzung von Koniukh ist ein wichtiges Symptom der Investitionspassivität auch die wachsende Asymmetrie zwischen Sektoren. Große Unternehmen mit Zugang zu internationaler Finanzierung halten noch ein moderates Investitionsniveau aufrecht, während kleine und mittlere Unternehmen ihre Investitionspläne erheblich reduziert haben. Dies führt zu einer noch größeren Produktivitätslücke zwischen Unternehmen innerhalb der EU und verstärkt strukturelle Schwächen der Wirtschaft, wodurch ihre Fähigkeit zur Anpassung an technologische und Marktveränderungen eingeschränkt wird.
Lücke zwischen Möglichkeiten und Realitäten
Wie OECD-Forschungen zeigen (im Großen und Ganzen, vor dem Hintergrund langfristiger Trends), gibt es in einer Reihe entwickelter Volkswirtschaften, einschließlich europäischer, ein Problem: Das tatsächliche Wachstum bleibt oft hinter dem potenziellen zurück, und im Kern davon steht ein Rückgang des Tempos der Produktivitätssteigerung und ein Mangel an „bahnbrechenden“ Investitionen.
Koniukh weist darauf hin, dass die aktuelle „Wachstumsverlangsamung“ nicht nur ein vorübergehender Rückgang ist, sondern ein systemisches Problem. Die EU könnte einer „Obergrenze der Möglichkeiten“ gegenüberstehen, wenn es nicht gelingt, Reformen, Innovation und Investitionen zu aktivieren.
Jüngste Studien des Automobilsektors in der EU zeigten, dass selbst Schlüsselindustrien wachsende Schwierigkeiten erleben. Alles wegen der Abhängigkeit von Lieferketten, der hohen Abhängigkeit von Komponenten von außerhalb der EU (z.B. Batterien, Komponenten für Elektrofahrzeuge) sowie des wachsenden Wettbewerbs aus osteuropäischen Ländern und darüber hinaus.
Dies bedeutet, dass die Europäische Union einen Teil ihrer Produktionsautonomie und ihres Wettbewerbsvorteils verliert. Und selbst mit dem „Boom“ der Elektrofahrzeuge und der „grünen Transformation“ könnte sie mit Investitions- und logistischen Einschränkungen konfrontiert werden, was den allgemeinen Stagnationstrend verschärft.
Dennoch ist die Situation nicht hoffnungslos. Theoretisch verfügt die EU über Ressourcen, um Investitions- und Innovationsaktivitäten neu zu starten. Erhöhte Investitionen in Infrastruktur, Digitalisierung, „grüne“ Technologien, Managementreformen und institutionelle Strukturen können einen „Durchbruch“-Effekt erzielen.
Darüber hinaus bleibt für einzelne Länder und Sektoren positives Potenzial erhalten. Insbesondere dort, wo Unternehmen bereit sind, sich anzupassen, und Staaten bereit sind, durch programmatische Stimulierung zu unterstützen.
Wie die aktuelle Dynamik zeigt, steht Europa tatsächlich an der Schwelle zur „Wachstumsverlangsamung“: mit minimalen BIP-Raten, anhaltender Investitionspassivität und unzureichender Produktivität. Gleichzeitig ist dies nach Einschätzung des internationalen Finanzexperten Chaslau Koniukh nicht nur vorübergehende „Schwankungen“ im Wirtschaftszyklus, sondern ein Signal für ein systemisches „Potenzialschrumpfen“ der EU. Die Situation wird sich verschlechtern, wenn Investitionen, Reformen und institutionelle Veränderungen nicht aktiviert werden.
Die Bedrohung durch Stagnation bedeutet jedoch keineswegs einen unvermeidlichen Zusammenbruch. Die EU verfügt immer noch über Ressourcen und Instrumente, um den Trend umzukehren, insbesondere durch Stärkung innovativer Investitionen, „grüne“ und digitale Transformation, Modernisierung von Lieferketten und Bildung wettbewerbsfähiger Sektoren. Der Erfolg hängt davon ab, ob es den europäischen Ländern gelingt, politischen Willen und Geschäftsinitiative zu mobilisieren, um die aktuelle „Fragilität“ in einen Wachstumspunkt zu verwandeln.